Inklusionspreis Sport 2023 für sächsische Vereine: Das sind die Preisträger
Inklusionspreis Sport 2023 für sächsische Vereine: Das sind die Preisträger
Der Sächsische Behinderten- und Rehabilitationssportverband (SBV) hat am Donnerstagabend zum vierten Mal den „Inklusionspreis Sport für sächsische Vereine“ verliehen. Eine Fachjury mit Vertretern aus Sport, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft hatte nach einer mehrwöchigen Bewerbungsphase die Preisträger ausgewählt. Mit der Auszeichnung verbunden ist ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 9.000 Euro, das von Porsche zur Verfügung gestellt wurde.
Einer der geehrten sächsischen Vereine ist bereits zum zweiten Mal unter den Preisträgern. Und noch ein Novum: Statt drei werden vier Vereine ausgezeichnet, da in einer Kategorie zwei Vereine als besonders preiswürdig befunden wurden.
Gewinner des Hauptpreises in der Kategorie der Vereine mit mehr als 250 Mitgliedern ist der Rugby Club Leipzig e.V. Sportliches Aushängeschild des Vereins ist erste Herrenmannschaft, die in der Bundesliga spielt. Vor allem steht der RCL aber für Vielfalt, Integration und Inklusion. Menschen aus rund 35 Nationen spielen hier in den verschiedenen Mannschaften. Die Einbindung von Sportlern mit Handicap in die Vereinsarbeit und den Trainings- und Wettkampfbetrieb ist beispielhaft – und dies passiert nicht in speziellen Sportgruppen, sondern in den regulären Teams der jeweiligen Altersklasse. Dafür sorgt auch das Inklusionsteam des Clubs, welches sich regelmäßig weiterbildet und auch die Vereinsmitarbeiter, insbesondere die Trainer, schult.
Das inklusive Sportfest, das der Verein gemeinsam unter anderem mit dem Rollstuhlrugby-Team des Leipziger Behinderten- und Reha-Sportvereins (LBRS) veranstaltet, ist das größte seiner Art in Mitteldeutschland. Dort werden auch andere Sportarten für Menschen mit und ohne Behinderung angeboten.
Die Jury lobte vor allem die großartige Vernetzung des Vereins in der Stadt Leipzig und die Kooperation mit Partnern sowie die hervorragende Vermittlung und Weitergabe von Werten wie dem Wir-Gefühl und dem gegenseitigem Respekt.
Bei den Vereinen mit bis zu 250 Mitgliedern konnte sich Miteinander statt Gegeneinander e.V. (MsG e.V.) aus Chemnitz durchsetzen. Bei diesem 2004 gegründeten Verein ist der Name Programm, denn das Miteinander von Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen und jenen ohne Handicap steht im Vordergrund. Und nicht nur die Mitgliederstruktur ist vielfältig – das Angebot an Sportarten ist es ebenso. Volleyball, Bogenschießen, Angelsport, Unihockey (Floorball) und Hundesport gehören ebenso dazu wie allgemeine Sportgruppen. Das Leuchtturmprojekt des MsG ist der barrierefreie „Bogensportplatz für alle“, denn gerade dieser Sport lässt sich nach Einschätzung des Vereins für viele Menschen gleichberechtigt ausüben – unabhängig vom Handicap. Auch Blinde und Sehgeschädigte können dank der „Blind-Touch-Geräte“ den Sport ausüben.
Gemeinsam mit Netzwerkpartnern aus Chemnitz richtet der MsG e.V. die Chemlympics aus – ein Sportfest für Menschen mit Behinderung, das im Mai 2023 bereits zum elften Mal stattgefunden hat.
Die Jury fand, dass schon der Name des Vereins inspirierend ist und ausdrückt, was wir in unserer aktuellen gesellschaftlichen Situation brauchen. Gelobt wurde zudem, dass bei den Sportangeboten und vor allem bei der Her- und Einrichtung der Sportstätte die unterschiedlichen Behinderungsformen vorbildlich berücksichtigt wurden.
Neben den beiden Hauptpreisen wurden statt einem zwei Preise vergeben und das Preisgeld in dieser Sonderkategorie gesplittet.
Einer dieser Preisträger ist der SV Motor Mickten-Dresden e.V. und damit ein Verein, der bereits vor zwei Jahren den Inklusionspreis Sport erhalten hatte. Hier wird schon seit Mitte der 80er Jahre Inklusion betrieben, also bereits zu einer Zeit, als der Begriff Inklusion noch gar nicht im allgemeinen Sprachgebrauch verankert war. Mit über 2.000 Mitgliedern ist der SVM einer der größten Breitensportvereine der Landeshauptstadt und denkt und handelt auch in dieser großen Dimension. Der Verein will eine treibende Kraft für Dresden sein und später anderen Institutionen und Vereinen erprobte Strategien zur Verfügung stellen. Gebündelt werden diese Ziele und deren Erreichen im Großprojekt „MOVE – MOTOR MICKTEN VEREINt“, dass den Ausschlag für die Zuerkennung des Sonderpreises gegeben hat.
Rollstuhltanz, Kegeln und Eltern-Kind-Sport sind nur ein Ausschnitt aus dem breiten sportlichen Angebot von Motor Mickten, welches die Mitglieder im vereinseigenen barrierefreien Sportcenter wahrnehmen können.
Die Jury schätzt ein, dass sich der Verein seit der Auszeichnung vor zwei Jahren nochmals auf hohem Niveau weiterentwickelt hat. Mit MOVE habe man ein herausragendes Projekt entwickelt, das enorme Strahlkraft in die sächsische Landeshauptstadt und auch darüber hinaus hat.
Der zweite Sonderpreis geht an den TV Blau-Gelb 90 Bad Düben e.V. und damit an einen Verein, der einen besonderen Fokus auf Sportangebote für Kinder legt. Der TV Blau-Gelb plant und baut derzeit die barrierefreie Kinderbewegungswelt „Purzelbaum“, die zukünftig von Mädchen und Jungen im Alter von zwei bis zwölf Jahren sowohl mit als auch ohne körperliche/geistige Beeinträchtigungen genutzt werden soll. Die verschiedenen Sportmodule sind dabei auch auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder mit Beeinträchtigungen ausgerichtet. Bereits jetzt werden über 150 Kinder in den Vorschulsportgruppen des Vereins betreut.
Die Jury erinnert daran, dass Kinder im Vorschulalter noch keine Schere im Kopf haben – mit Blick auf etwaige Handicaps anderer Kinder. Und eine Einrichtung wie die Kinderbewegungswelt kann dabei helfen, dass dies auch so bleibt. Durch das Projekt kann die entsprechende Wertevermittlung bereits in der frühen Kindheit ansetzen und nachhaltig wirken. Die mit dem Sonderpreis verbundene finanzielle Zuwendung sei somit als Investition in die Zukunft im ländlichen Raum zu betrachten.
SBV-Vizepräsidentin Simone Zimmermann, die auch der Jury angehörte: „Auch in diesem Jahr haben sich wieder Vereine mit sehr unterschiedlichen Ansätzen beworben, sodass es der Jury nicht leicht gefallen ist, sich für die Preisträger in den Kategorien zu entscheiden. Die Wahl war äußerst knapp, am liebsten hätten wir noch mehr Vereine für ihre herausragende Arbeit ausgezeichnet. Schön zu sehen war, dass es nicht nur die vermeintlich großen (Mehrsparten-)Vereine sind, die sich mit viel Herzblut den Herausforderungen der Inklusion im Sport stellen. Es sind auch die kleineren Projekte vor Ort, in denen alle Beteiligte mit viel Herzblut und Engagement auf ihrem Gebiet alles dafür tun, dass Menschen gemeinsam Sport treiben können.“
Gerd Rupp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Leipzig GmbH, ist von der Vereinsarbeit der Preisträger überzeugt: „Sport ist ein gesellschaftlicher Motor für Inklusion und fördert das gegenseitige Verständnis und die Anerkennung individueller Fähigkeiten. Die diesjährigen Gewinner des Inklusionspreises haben durch ihre integrierenden Ideen und Ansätze gezeigt, wie inklusive Vereinskultur gelebt wird. Sie sind Vorbild für andere und stärken gesellschaftliche Teilhabe an Sportangeboten sowie das Selbstverständnis von Inklusion. Wir freuen uns sehr, dieses soziale Engagement erneut zu unterstützen.“
Der „Inklusionspreis Sport für sächsische Vereine“ ist Bestandteil des SBV-Projektes „miss – Mehr Inklusion im Sport in Sachsen.“ Dieses wird von der Aktion Mensch gefördert.
Foto 01 vlnr.: Jurymitglied Natalie Rosanski (Porsche Leipzig GmbH), Jurymitglied Simone Zimmermann (Vizepräsidentin SBV), Franziska Wendl und Frank Urbansky (beide Rugby Club Leipzig), Jurymitglied Michael Welsch (Sachsens Landesbeauftragter für Inklusion der Menschen mit Behinderungen)
Foto_02 vlnr.: Michael Welsch, Natalie Rosanski, Ronny Kienert und Michaela Kosprtova (beide Miteinander statt Gegeneinander e.V., Chemnitz), Simone Zimmermann
Foto_03 vlnr.: Michael Welsch, Natalie Rosanski, Wencke Stein und Steffen Brost (beide TV Blau-Gelb 90 Bad Düben), Simone Zimmermann
Foto_04 vlnr.: Natalie Rosanski, Michael Welsch, Katja Denecke und Annett Hoffmann (beide SV Motor Mickten-Dresden), Simone Zimmermann
Foto_05: MDR-Sportmoderatorin Eike Papsdorf, die durch den Abend führte, im Gespräch mit den Preisträgern vom Rugby Club Leipzig